Kraftwerk Tobl
Kraftwerk Tobl
Das Kraftwerk Tobl ist ein Wasserkraftwerk in Südtirol, Italien, nahe dem Ort Sand in Taufers. Es dient der regionalen Stromerzeugung und wurde 2006 als Ersatz für ein historisches Kraftwerk aus dem frühen 20. Jahrhundert errichtet.
Geschichte
Das ursprüngliche Kraftwerk Tobl wurde in den Jahren 1907/1908 errichtet, als Südtirol noch zu Österreich-Ungarn gehörte. Es verfügte über eine Leistung von 277 kW und nutzte eine Fallhöhe von 38 Metern (entspricht etwa 3,8 bar Druck). Dieses Werk war für damalige Verhältnisse technisch fortschrittlich, konnte aber mit dem wachsenden Energiebedarf nicht mehr Schritt halten.
Im Oktober 2006 wurde auf Grundlage einer neu ausgestellten Baukonzession ein modernes Ersatzkraftwerk in unmittelbarer Nähe errichtet. Ziel war es, die Energieausbeute deutlich zu erhöhen und gleichzeitig moderne Anforderungen an Effizienz und Automatisierung zu erfüllen.
Technische Daten
Zur Steigerung der Stromproduktion wurde eine neue Wasserfassung auf einer Höhe von etwa 1.500 Metern über dem Meeresspiegel errichtet. Dadurch ergibt sich eine effektive Fallhöhe von 416 Metern (rund 41,6 bar Druck). Die dazugehörige Druckrohrleitung wurde gleichzeitig mit Leerrohren für ein Glasfasernetzwerk ausgestattet.
Das neue Kraftwerk ist mit zwei Turbinen und zwei Generatoren ausgestattet, die jeweils eine Leistung von 9 MW (9.000 kW) liefern. Die maximale Gesamtleistung beträgt somit 18 MW (18.000 kW). Zur Sicherstellung des Betriebs auch bei geringer Wasserführung – etwa im Winter – kann das Kraftwerk mit nur einem Generator betrieben werden. Diese Redundanz ermöglicht zudem Wartungsarbeiten im laufenden Betrieb.
Das Kraftwerk arbeitet weitgehend automatisiert und nutzt moderne Steuerungs- und Überwachungssysteme.
Bedeutung und Vergleich
Im Vergleich zu Photovoltaikanlagen erfordert ein Wasserkraftwerk wie Tobl einen deutlich höheren technischen und infrastrukturellen Aufwand. Dazu gehören unter anderem Turbinen, Generatoren, Transformatoren, Wasserfassungen und hydraulische Komponenten, die regelmäßiger Wartung unterliegen.
Trotz der hohen Leistung reicht die Jahresproduktion des Kraftwerks nicht aus, um den gesamten Strombedarf des nahegelegenen Dorfs Sand in Taufers zu decken. Das Kraftwerk leistet jedoch einen wichtigen Beitrag zur regionalen Energieversorgung.
Vorteile von Wasserkraftwerken
Wasserkraftwerke bieten eine Reihe technischer und ökologischer Vorteile, insbesondere im Vergleich zu anderen konventionellen und erneuerbaren Energiequellen.
Schwarzstartfähigkeit
Wasserkraftwerke sind in der Lage, nach einem vollständigen Stromausfall (Blackout) eigenständig hochzufahren, da sie keine Energie aus dem Verbundnetz benötigen. Diese sogenannte Schwarzstartfähigkeit macht sie zu einem wichtigen Bestandteil der Netzstabilisierung und Krisenversorgung. Atom- und Kohlekraftwerke, Windkraftanlagen und auch Photovoltaikanlagen benötigen beim Hochfahren elektrische Energie aus dem Verbundnetz, da sie ohne externe Stromzufuhr nicht eigenständig in Betrieb genommen werden können.
Bereitstellung von Schwungmasse
Die rotierenden Massen von Turbinen und Generatoren erzeugen eine mechanische Trägheit (Schwungmasse), die kurzfristige Schwankungen in der Netzfrequenz ausgleichen kann. Diese Eigenschaft ist essenziell für ein stabiles Stromnetz, insbesondere in Echtzeit. Photovoltaikanlagen speisen hingegen über Wechselrichter ein und tragen in der Regel nicht zur Schwungmasse bei, was die Netzregelung komplexer macht.
Hoher Wirkungsgrad
Wasserkraftwerke weisen sehr hohe Wirkungsgrade auf – oft über 90 %. Das bedeutet, dass ein großer Teil der im Wasser enthaltenen potenziellen Energie in elektrische Energie umgewandelt wird. Damit gehören sie zu den effizientesten Kraftwerkstypen überhaupt.
Stetige und regelbare Energiequelle
Im Gegensatz zu wetterabhängigen Energiequellen wie Solar- oder Windkraft können Lauf- und Speicherkraftwerke oft kontinuierlich und bedarfsgerecht Strom erzeugen. Bei Speicherkraftwerken ist es sogar möglich, Energie kurzfristig zu speichern und gezielt wieder abzugeben (z. B. bei Spitzenlastzeiten).
Geringe Betriebskosten und CO₂-Neutralität
Nach der Investition in Bau und Infrastruktur sind die laufenden Betriebskosten gering. Zudem verursacht die Stromerzeugung in Wasserkraftwerken nahezu keine CO₂-Emissionen, was sie zu einer umweltfreundlichen Alternative zu fossilen Energiequellen macht.
Fotos
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Technische Daten
Technische Daten | |
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Genutztes Gewässer | Reinbach |
Oberfläche des genutzten Einzugsgebietes | 91,0 km² |
Kote Stauziel Wasserfassung | 1523,50 m ü.d.M. |
Kote Krafthaus (Mitte Turbinenlaufrad) | 1088,30 m ü.d.M. |
Kote Wasserrückgabe | 1184,70 m ü.d.M. |
Bruttofläche | 435,0 m |
Ausbauwassermenge | 4,80 m³/s |
Nettofallhöhe bei Ausbaudurchfluss | 416,5 m |
Maximale Leistung | 18.000 kW |
Installierte Leistung | 2 x 12.000 kVA |
Arbeitsvermögen im Regeljahr | 64 Mio. kWh |
Mittlere abgeleitete Wassermenge | 2.074 l/s |
Konzessionsleistung | 8.841,95 kW |
Gesamtkosten | ca. 20 Mio. Euro |
Sand in Taufers
Sand in Taufers (italienisch: Campo Tures) ist eine Marktgemeinde in Südtirol (Italien) mit über 5.000 Einwohnern. Sie liegt im Tauferer Ahrntal, einer nördlichen Talschaft der Autonomen Provinz Bozen – Südtirol.
Geographie
Sand in Taufers liegt auf etwa 870 m Meereshöhe am Eingang des Ahrntals. Umgeben ist die Gemeinde von den Zillertaler Alpen und den Rieserferner-Gruppe. Die Landschaft ist geprägt von Bergen, Wäldern und zahlreichen Wasserläufen.
Geschichte
Die Geschichte des Dorfes reicht bis ins Mittelalter zurück. Die erste urkundliche Erwähnung stammt aus dem 11. Jahrhundert. Im Laufe der Zeit entwickelte sich der Ort zu einem Verwaltungs- und Handelszentrum des Tauferer Tals.
Bevölkerung
Laut Volkszählung 2011 hatte Sand in Taufers 5.272 Einwohner. Die Mehrheit der Bevölkerung spricht Deutsch als Muttersprache, daneben wird auch Italienisch und Ladinisch gesprochen.
Sehenswürdigkeiten
Das markanteste Wahrzeichen des Ortes ist die Burg Taufers, eine gut erhaltene mittelalterliche Anlage oberhalb des Dorfes. Ebenfalls sehenswert ist der Ansitz Neumelans, ein prächtiges Renaissancegebäude im Ortszentrum.
Naturfreunde schätzen die Reinbach-Wasserfälle, ein beliebtes Ausflugsziel mit gut ausgebauten Wanderwegen. Im Zentrum des Ortes wurde zudem eine überdimensionale Sanduhr als Kunstobjekt aufgestellt.
Elektrotankstelle
Bereits im Jahr 2010 wurde in Sand in Taufers eine öffentliche Elektrotankstelle mit zwei Ladeplätzen errichtet. Zum Zeitpunkt der Eröffnung betrug die Ladeleistung je Anschluss 3,5 kW. Vor einigen Jahren wurde die Anlage modernisiert, sodass inzwischen eine Leistung von 17,5 kW pro Ladepunkt zur Verfügung steht.
Die ursprüngliche Ladestation erfreute sich großer Beliebtheit, da der Strom kostenlos und aus regionaler Wasserkraft bereitgestellt wurde. Damit leistete die Gemeinde einen wichtigen Beitrag zur Förderung der nachhaltigen Mobilität.
Mittlerweile wurden mehrere neue Ladestationen mit erhöhter Ladeleistung installiert. Im Zuge dieser Erweiterungen ist der Ladevorgang nun kostenpflichtig, orientiert sich jedoch weiterhin an einem umweltfreundlichen und effizienten Energiekonzept.
Dieses Modell auf dem Foto des VW e-up! ist mit einem Lithium-Ionen-Akku ausgestattet, der eine Kapazität von 18,7 kWh aufweist. Bei einer Ladeleistung von 17,5 kW ist der Akku in etwa 1 Stunde und 5 Minuten vollständig geladen. Danach beträgt die Reichweite laut Herstellerangabe rund 160 km.
Katastrophen
Sand in Taufers blieb im Laufe seiner Geschichte größtenteils von größeren Naturkatastrophen verschont. Dennoch sind zwei bedeutende Ereignisse dokumentiert:
Im Jahr 1878 kam es zu einem Murenabgang, der in der Umgebung des Dorfes Schäden anrichtete. Über das Ausmaß und die Folgen liegen nur begrenzte historische Aufzeichnungen vor.
Ein weiterer markanter Vorfall ereignete sich im Sommer 1976, als ein großflächiger Waldbrand weite Teile des Pursteinbergs erfasste. Das Feuer wütete über mehrere Wochen hinweg und stellte die Einsatzkräfte vor große Herausforderungen. Trotz des Einsatzes mehrerer Löschhubschrauber konnte der Brand nur schwer unter Kontrolle gebracht werden. Der betroffene Wald erholte sich erst Jahre später vollständig.
Waldbrand: Pursteinberg 1976 |
Siehe auch
- Auftriebskraftwerk (Fakecheck)
- Energieversorgung